Der Zukunftsplan für Landshut – Wie wir morgen leben wollen

Ein spannender Prozess kündigt sich an: Ab Mitte des Jahres startet der Stadtentwicklungsprozess, in dem der Zukunftsplan für Landshut erarbeitet wird. Die Stadtratsfraktion ist mit Stefan Gruber, Christoph Rabl und Thomas Keyßner in der interfraktionellen Arbeitsgruppe bestens vertreten. Worauf es ihnen dabei ankommt, erfahren Sie hier im Interview:

Warum braucht es diesen Stadtentwicklungsprozess überhaupt?

Stefan Gruber: Landshut ist eine rasant wachsende Stadt und steht vor großen Herausforderungen. Das Landshut von morgen muss mehr Menschen bezahlbaren Wohnraum bieten, eine funktionierende Infrastruktur, eine klima- und umweltschonende Mobilität, sich nachhaltig und CO2-neutral entwickeln und dafür braucht es einen Masterplan für Landshut, der als Kompass und Leitlinie dient, die gesellschaftlichen Chancen und Herausforderungen zusammenführt und Landshut in eine gute Zukunft steuert.

Christoph Rabl: Der Schlüsselfaktor ist die Lebensqualität. Eine nachhaltige Stadtentwicklung heißt, soziale, ökonomische und ökologische Aspekte so zu verknüpfen, dass es allen gut geht. Städte sind mehr als Orte, sie sind Zuhause. Und so müssen wir sie auch denken und für die Zukunft aufstellen.

Stadtentwicklung bedeutet also nicht nur, die Mobilität zu verändern oder Gebäude zu errichten?

Christoph Rabl: Nein, das wäre zu kurz gesprungen. Die Zukunft der Stadt ist eine Stadt für Menschen, ausgerichtet auf die Bedürfnisse aller, die in ihr leben. 

Dann braucht es aber doch neben dieser interfraktionellen Arbeitsgruppe, in der ihr mitarbeitet, auch einen öffentlichen Dialog mit den Landshuter*innen?

Thomas Keyßner: Ganz genau. Bürgerbeteiligung ist ein zentraler Bestandteil bei der Erstellung eines solchen Masterplans für Landshut. Auf einen breit angelegten Beteiligungsprozess legen wir größten Wert. Die Landshuterinnen und Landshuter sollen zu aktiven Stadtgestaltern werden, ihre Anregungen und Ideen mit einbringen können und frühzeitig in den Prozess eingebunden werden. Ich bin davon überzeugt, dass ein hohes Maß an Beteiligung zu mehr Dialog, Engagement und Transparenz führt, die Entwicklung Landshuts voranbringt und bei den Landshuter*innen Freude am Stadtmachen weckt. Stadtplanung heißt auch, die Stadtgesellschaft zu stärken. Wer gemeinsam etwas entwickelt, wächst zusammen und schlussendlich wird auch die Akzeptanz höher für die spätere Umsetzung des Zukunftsplans. Von einem frühen Einbinden der Stadtgesellschaft profitieren alle. Es geht doch darum Landshut nicht nur zu bauen, sondern Landshut zu leben.

Stefan Gruber: Um die Zukunft der Stadt zu gestalten, brauchen wir Experimentierfreude und Ideen. Wir brauchen Gestaltungsspielraum. Daneben ist es aber genauso wichtig, diesen Prozess für die Stadtgesellschaft erfahrbar zu machen und Verständnis dafür zu erzeugen. Deshalb werden wir uns dafür einsetzen, dass es neben einer großen Auftaktveranstaltung auch Kreativworkshops – also Stadtwerkstätten, online-Beteiligungsformate und einen tatsächlichen Ort für Stadtentwicklung, also eine Anlaufstelle für alle Interessierten, ich könnte mir da ein gläsernes Büro mitten in der Altstadt vorstellen, geben. Neben der Bürgerbeteiligung ist mir aber auch ganz wichtig, dass Expert*innen in den Prozess eingebunden werden.

Ich möchte nochmals zurückkommen auf die „Stadt für Menschen“, von der Christoph anfangs sprach. Ist sie das jetzt nicht?

Christoph Rabl: Natürlich ist sie das. Landshut hat viel zu bieten und ist eine Stadt mit hoher Lebensqualität. Damit sie das auch in Zukunft bleibt, muss sie sich weiterentwickeln. Es geht um Vielfalt, um eine Entwicklung, die alle Lebensbereiche berücksichtigt und sich allen Menschen gegenüber offen zeigt. Deshalb ist es so wichtig, Stadtentwicklung interdisziplinär zu verstehen. Es geht nicht darum, Bauflächen auszuweisen. Wir müssen uns vielmehr um den öffentlichen Raum kümmern. Öffentliche Räume haben nicht nur eine große soziale Aufgabe, sie tragen in besonderem Maße zum Charakter einer Stadt bei. Das ist die Bühne, auf der die Stadtgesellschaft sichtbar wird. Wir bauen in Landshut bisher nur Parkplätze, statt attraktive Freiflächen. Doch das sind die Orte, die Platz bieten für ungezwungene Begegnung, für Vielfalt, für Kinder, Jugendliche, ältere Menschen, für unterschiedliche Geschwindigkeiten. Wir müssen bei der Stadtentwicklung dem öffentlichen Raum mehr Bedeutung schenken. Plätze so anlegen, dass sich Menschen dort gerne aufhalten.

Thomas Keyßner: Straßen und Plätze dürfen nicht nur Parkplätze und Abstellflächen sein, sondern Lebens- und Erlebnisräume. Die skandinavischen Länder haben die Rückeroberung der Verkehrsräume vorgemacht. Darin steckt echtes Flächenpotential mit toller Aufenthaltsqualität.

Die größte Herausforderung dürfte aber vermutlich die voranschreitende Klimaerwärmung sein. Der Klimawandel wird nicht nur hauptsächlich in den Städten verursacht, er wirkt sich vor allen Dingen auch auf die Lebensqualität in der Stadt aus.

Stefan Gruber: Die Berücksichtigung von Klimamaßnahmen im Stadtentwicklungsprozess ist eine Grundvoraussetzung, um unsere Stadt in eine nachhaltige Zukunft zu führen. Es braucht beim Klimaschutz entschlossenes Handeln, deshalb steht eigentlich die komplette Siedlungs- und Infrastrukturpolitik unter einem Klimavorbehalt. Die Bedeutung von Grünflächen, großen Bäumen, begrünten Dächern, Hinterhöfen und Fassaden nimmt zu. Wir brauchen Versickerungsflächen, Kalt­- und Frischluftschneisen innerhalb des Stadtgebietes und müssen den Ausbau der erneuerbaren Energien vorantreiben. All das hat entscheidenden Einfluss auf den Stadtentwicklungsprozess.

Hier noch ein Hinweis für alle „Stadtmacher*innen“: In Kürze veranstalten die Landshuter GRÜNEN zwei hochkarätige Veranstaltungen zum Thema Stadtentwicklung. Am 06. April 2022 ist Roland Dörfler, 2. Bürgermeister von Pfaffenhofen a.d. Ilm zu Gast in Landshut und berichtet über das Stadtentwicklungskonzept, das die Stadt Pfaffenhofen gemeinsam mit ihren Bürgerinnen und Bürgern erarbeitet hat. Am 05. Mai 2022 wird die Reihe fortgesetzt mit Kurt Werner, ehemaliger Stadtbaurat von Regensburg, und stellt den Stadtentwicklungsplan „Regensburg-Plan 2040 – Gemeinsam weiterdenken“ vor, der mit einem groß angelegten Bürgerdialog fortgeschrieben wurde.

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