Seit ein paar Jahren sprießen Waldkindergärten und Naturgruppen in den bayerischen Gemeinden wie Pilze aus dem Boden. Es scheint, diese Alternativen böten im Vergleich zum Regelkindergärten großes Potenzial, denn der Bedarf an Kindergartenplätzen ist hoch und die baulichen Kapazitäten gering. Alles was man braucht, ist ein Bauwagen oder eine Holzhütte und der Kindergartenbetrieb kann losgehen – so die weitverbreitete Theorie. Dass dem nicht so ist, erfuhr die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen Stadtratfraktion Iris Haas und ihre Stadtratskolleg*innen Regine Keyßner, Dr. Thomas Keyßner und Tobias Weger-Behl bei einem Besuch auf dem Gelände des Waldkindergarten Landshut e.V. in Schweinbach bei Landshut.
Herausforderungen der Organisationsform „Elterninitiative“
Der Waki Landshut e.V. ist einer der ältesten Waldkindergärten der Region und wird seit seinen Anfängen vor mehr als 20 Jahren als Elterninitiative geführt. Der Kindergarten steht nicht unter öffentlicher oder kirchlicher Trägerschaft, sondern wird von den Eltern, vertreten durch die Vorstandschaft, selbst organisiert und verwaltet. Alle Aufgaben, von der Wartung und Pflege des Geländes über die Regelung sämtlicher finanzieller Angelegenheiten bis hin zur Beschäftigung und Bezahlung des pädagogischen Personals, werden ehrenamtlich organisiert und bewältigt. Neben dem aktuellen Fachkräftemangel ist die Finanzierung die größte organisatorische Herausforderung. „Unser gravierendstes Problem sind unbesetzte Plätze“, erklärt Susanne Pentlehner, erste Vorsitzende des Vereins. „freie Plätze kosten den Verein wertvolle Förderungen, während Personalkosten und Co. unverändert bleiben.“ Coronabedingt konnten die Finanzen zuletzt nicht durch Spenden, die man sonst u.a. durch öffentliches Auftreten bei Festen bekommt, aufgebessert werden. Geld- und Sachspenden, wie z.B. Hackschnitzel, Brennholz und Gasflaschen sind dem Verein immer eine große Hilfe.
Während ein freier Platz in einem Regelkindergarten im Normalfall schnell neu besetzt werden kann, ist die Suche nach neuen Waldkindern nicht immer ein Selbstläufer. Die Erfahrungswerte haben gezeigt, dass der Waldkindergarten und seine Gegebenheiten nicht jedermanns Sache sind. Im Gespräch mit den Grünen war es den Mitgliedern der Vorstandschaft, Susanne Pentlehner, Hannah Kirmeier und Tonia Anders, deshalb sehr wichtig, gängige Vorurteile auszuräumen. Der weitverbreiteten Annahme, dass Waldkindergartenkinder beispielsweise häufiger krank und deren feinmotorische Fähigkeiten weniger ausgeprägt seien, konnten die drei erfahrenen Wald-Mütter entgegensetzen, dass Waldkinder durch die Bewegung an der frischen Luft bei jedem Wetter meist ein super Immunsystem haben und deshalb seltener krank sind. Das freie, kreative Spiel mit den vielfältigen Materialien, die die Natur bietet, das Schnitzen und der Umgang mit Werkzeugen fördern neben der Feinmotorik auch Gefahrenbewusstsein und Verantwortungsgefühl.
Stadträte beeindruckt vom ehrenamtlichen Engagement
Die Stadträte honorierten allesamt, was die ehrenamtlichen Eltern, zusammen mit dem pädagogischen Team, seit zwei Jahrzehnten auf die Beine stellen und boten ihre politische Unterstützung an. „Damit sind sie seit Jahren ein zuverlässiger Pfeiler in der Kindergartenlandschaft unserer Stadt und bereichern qualitativ das pädagogische Angebot“, zeigte sich Thomas Keyßner beeindruckt.
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